10.2.1908 Geburtstag Alfred
KRANZFELDER, Todestag 10.8.1944
Alfred
Kranzfelder war Korvettenkapitän und Widerstandskämpfer des 20.
Juli 1944.
Obwohl er eher
zu einem Studium tendiert hätte, bewarb er sich im November 1926 bei der Reichsmarine um Aufnahme, um die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Nach Rücksprache
mit seinem Schuldirektor wurde die Bewerbung angenommen. Am 5. April 1927
begann seine Ausbildung. Am 11. Oktober desselben Jahres wurde er zum
Seekadetten ernannt, fast genau eineinhalb Jahre später zum Fähnrich zur See.
Er war Lehrgangsbester seines Jahrgangs an der Marineschule in Flensburg-Mürwik und wurde so Crewältester der
„Crew 27“. 1928 unternahm er dienstbedingt mehrere Fernreisen auf Schiffen der
Reichsmarine, unter anderem führte ihn eine Ausbildungsfahrt in den pazifischen
Ozean und nach China. 1931 wurde er zum Leutnant zur See, 1933 zum Oberleutnant
befördert. Schon bald nach dem Ende seiner Ausbildung – in den frühen 30er
Jahren – wurde er Lehrer an der Artillerieschule in Kiel. 1936 wurde er zum
Kapitänleutnant ernannt und bekam die Dienstauszeichnung vierter Klasse. 1937
befand er sich an Bord des Panzerschiffes Admiral
Scheer vor der
spanischen Mittelmeerküste. Im Jahr 1939 lernte er seine spätere Verlobte Ruth
kennen, mit der er bis zu seinem Tod eine Beziehung führte. 1940 wurde er aus
gesundheitlichen Gründen – nach einer Erkrankung bestand Tuberkulosegefahr –
nach Berlin versetzt, wo er fortan als Referent in der Operationsabteilung der
Seekriegsleitung tätig war und völkerrechtliche sowie politische Fragen
bearbeitete. 1941 wurde er zum Korvettenkapitän befördert. Er bekam mehrere
Auszeichnungen, darunter auch das Kriegsverdienstkreuz 2. und 1. Klasse mit
Schwertern und die Dienstauszeichnung dritter Klasse.
Teilweise
hielten ihn seine Mitmenschen für einen zurückgezogenen, kontaktarmen
Einzelgänger, andere schätzen ihn als einen äußerst kameradschaftlichen,
ehrgeizigen, furchtlosen und sehr sympathischen Diplomaten. Seine Verlobte
beschreibt ihn als eine „reine, klare
Künstlernatur“ mit einer ausgeglichenen, frohen Atmosphäre. Herr Dr.
Raab, sein ehemaliger Schulleiter, fasste sein „unbefangenes, bescheidenes und schlagfertiges Wesen“ unter dem
Begriff einer „erfreulichen
Schülererscheinung“ zusammen. Kranzfelder war ein Philosoph. Er stellte
sich Fragen nach dem Grund der menschlichen Existenz, dem Sinn und dem Ziel des
Lebens. Noch dazu war er anscheinend sehr hoffnungsvoll: „Machen wir ruhig Pläne, denn die Hoffnung
ist die unversiegliche Kraft, aus der wir schöpfen können und sollen“
(Kranzfelder im Sommer 1943 in einem Brief an seine Verlobte).
Kranzfelder
war am Attentat
vom 20. Juli 1944 beteiligt. Durch seine Position in Berlin hatte Kranzfelder einen guten
Überblick über die tatsächlichen Kriegsverhältnisse – er sah, wie sich alles
zum Schlechten wandte und dass es für Deutschland unter einer fortbestehenden
nationalsozialistischen Regierung „nie
zu einem auch nur im entferntesten erträglichen Frieden“ kommen würde.
Er wurde immer verzweifelter und entschloss sich 1943 – auch durch den Kontakt
zu Berthold und Claus
Schenk Graf von Stauffenberg – zum Widerstand. Seine Aufgabe war es, mögliche weitere
Widerstandskämpfer in der Marine ausfindig zu machen und anzusprechen. Nach dem
Attentat sollte Kranzfelder das Marinefernmeldenetz unter seine Kontrolle
bekommen oder dessen Nutzung unterbinden, sowie später die Reaktionen von
Großadmiral Karl Dönitz und Admiral Meisel, seinen Vorgesetzten bei der Marine, gegenüber den Befehlen des
Generalfeldmarschalls Erwin
von Witzleben beobachten, der als Heerführer vorgesehen war. Neben Kranzfelder und
Berthold Graf Schenk von Stauffenberg war nur noch als Marineangehöriger Wilhelm Canaris aktiv im Widerstand tätig. Kranzfelder war der Überbringer der
Nachricht, dass in Berlin das Gerücht umgehe, dass „in der nächsten Woche das Führerhauptquartier in die Luft gesprengt
werden“ solle. Stauffenberg soll sich aufgrund dieser von Kranzfelder
übermittelten Information zum raschen und entschlossenen Handeln am 20. Juli
1944 entschieden haben.
Kranzfelder
wurde am 24. Juli 1944 verhaftet und am 10. August 1944 von Roland Freisler vor dem Volksgerichtshof wegen Hoch- und Landesverrat zum Tode verurteilt. In dem Prozess wurden
ebenfalls Todesurteile verkündet gegen die Offiziere Georg
Alexander Hansen, Erich Fellgiebel, Fritz-Dietlof
Graf von der Schulenburg und Berthold
Schenk Graf von Stauffenberg, die zum Teil am selben Tag in Plötzensee gehängt wurden.
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