Karl
MAY
25.2.1842
Geburtstag Karl MAY, Schriftsteller, Todestag 30.3.1912
Karl Friedrich May wurde am 25. Februar 1842 in Ernstthal geboren und
starb am 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich hieß er Carl Friedrich May und war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller
deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen
Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen
geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland.
Bekannt wurde
er vor allem durch seine sogenannten Reiseerzählungen, die vorwiegend im Orient, in den Vereinigten Staaten und im Mexiko des 19. Jahrhunderts angesiedelt sind.
Besondere Berühmtheit erlangten die in drei Bänden zusammengefassten
Geschichten um den Indianer Winnetou. Viele seiner Werke wurden verfilmt, für die Bühne
adaptiert, zu Hörspielen verarbeitet oder als Comics umgesetzt.
Karl May
entstammte einer sehr armen Weberfamilie.
Er war das fünfte von vierzehn Kindern, von denen neun bereits in ihren ersten
Lebensmonaten starben. Nach Mays eigenen Angaben erblindete er als Kleinkind und konnte erst in seinem fünften
Lebensjahr durch Carl Friedrich Haase geheilt werden. Diese frühkindliche Blindheit, für
die es außer Mays eigenen Hinweisen keinerlei Belege gibt, wurde von der
späteren Karl-May-Forschung mit verschiedenen Ursachen erklärt (u. a. mit
Vitamin-A-Mangel), teilweise aber auch angezweifelt.
Der ehrgeizige
Vater Heinrich August May wollte seinem einzigen überlebenden Sohn Karl bessere
Chancen verschaffen, als er selbst gehabt hatte; er zwang den Jungen, ganze Bücher
abzuschreiben und trieb ihn zum Selbststudium wissenschaftlicher Werke. May
wurde aber auch vom Ernstthaler Kantor Strauch besonders gefördert und erhielt privaten
Musik- und Kompositionsunterricht. Sein erstes Geld verdiente er nach eigener
Darstellung im Alter von zwölf Jahren als Kegeljunge. Die mitunter recht derben Gespräche der Kegler
seien durch den wie ein Hörrohr wirkenden „Kegelschub“ auch am Ende der Bahn
verständlich gewesen. Bei dieser Gelegenheit habe er auch die ersten Heimkehrer
aus der Neuen Welt getroffen, die ihm von den Vereinigten Staaten
erzählten.
Ab 1856
studierte May als Proseminarist
am Lehrerseminar in Waldenburg.
Dort wurde er im Januar 1860 wegen Unterschlagung von sechs Kerzen
ausgeschlossen. Auf dem Gnadenweg wurde ihm ein Weiterstudium am Lehrerseminar Plauen ermöglicht. Nach seiner Abschlußprüfung im
September 1861 war er zunächst kurz als Hilfslehrer an der Armenschule in Glauchau und dann ab Anfang November 1861 als Lehrer an der
Fabrikschule der Firmen Solbrig und Clauß in Altchemnitz tätig. Seine Lehrerlaufbahn endete aber bereits
nach wenigen Wochen, als die Anzeige eines Zimmergenossen wegen
„widerrechtlicher Benutzung fremder Sachen“ – May hatte dessen
Reserve-Taschenuhr zwar mit Erlaubnis im Unterricht benutzt, aber ohne
Absprache mit in die Weihnachtsferien genommen – zu einer sechswöchigen
Haftstrafe führte und May anschließend als Vorbestrafter aus der Liste der
Lehramtskandidaten gestrichen wurde.
In den beiden
folgenden Jahren bemühte sich May, seinen Lebensunterhalt auf legale Weise zu
verdienen: Er gab in seinem Heimatort Privatunterricht, komponierte und deklamierte. Existenzsichernd waren diese Beschäftigungen
allerdings nicht, sodass er 1864 mit verschiedenen Gaunereien begann. In der
Folge wurde er wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei steckbrieflich gesucht. Er hatte sich unter anderem auf dem Leipziger Brühl unter falschem Namen einen Pelzmantel erschlichen und diesen in einem Leihhaus für zehn Taler versetzen
lassen. Dabei wurde er verhaftet und 1865 zu vier Jahren Arbeitshaus verurteilt, von denen er dreieinhalb Jahre im Arbeitshaus Schloß Osterstein in Zwickau verbüßte. Aufgrund guter Führung wurde er
„besonderer Schreiber“ des
Gefängnisinspektors Alexander Krell, dem er für Fachaufsätze zuarbeitete. Für
seine eigene geplante Schriftstellerkarriere legte er in dieser Zeit eine Liste
mit über hundert Titeln und Sujets an (Repertorium C. May), von denen er
einige nachweislich umsetzte.
Nach seiner
Freilassung scheiterten allerdings erneut alle Versuche Mays, eine bürgerliche
Existenz aufzubauen, und er nahm die Betrügereien und Diebstähle wieder auf.
Oftmals stand die Beute in keinem Verhältnis zum Aufwand. Nach einer
ersten Festnahme im Juli 1869 gelang ihm die Flucht während eines
Gefangenentransports. Im Januar 1870 wurde er schließlich im böhmischen Niederalgersdorf wegen Landstreicherei festgenommen. Auf dem Polizeirevier nannte er sich
Albin Wadenbach, behauptete, er komme von der Insel Martinique, sei der Sohn
eines reichen Plantagenbesitzers und habe seine Personalpapiere auf seiner
Reise nach Europa verloren. Erst nach einer mehrwöchigen Identitätsfeststellung wurde er als der gesuchte Kleinkriminelle Karl May
erkannt und nach Sachsen überstellt.
Von 1870 bis
1874 saß er im Zuchthaus Waldheim ein. Für seine innere Wandlung, von der May über
diese Zeit berichtet, machte er besonders den Anstaltskatecheten Johannes Kochta verantwortlich. Eine
schriftstellerische Betätigung – wie von May später behauptet – war in Waldheim nicht möglich.
Nachdem May
1874 aus dem Zuchthaus entlassen worden war, kehrte er zu seinen Eltern nach
Ernstthal zurück und begann zu schreiben. 1874 oder 1875 wurde zum ersten Mal
eine Erzählung von May (Die Rose
von Ernstthal)
veröffentlicht. Dabei kam ihm der Umstand zugute, dass sich in
Deutschland die Zeitungslandschaft seit der Reichsgründung im Umbruch befand.
Die Industrialisierung, die wachsende Alphabetisierung
und die Gewerbefreiheit sorgten für zahlreiche Neugründungen im
Verlagswesen, besonders im Bereich der Unterhaltungsblätter. Bereits in der Zeit
zwischen seinen beiden längeren Haftstrafen hatte May nach eigenen Angaben
Kontakt zu dem Dresdner Verleger Heinrich Gotthold Münchmeyer aufgenommen. Nun stellte dieser ihn als Redakteur in seinem Verlag ein, wo er unter anderem die Zeitschriften Der Beobachter an der Elbe und Schacht und Hütte
herausgab. Damit war Mays Lebensunterhalt erstmals gesichert.
Er betreute
verschiedene Unterhaltungsblätter und verfasste oder bearbeitete mit und ohne
Namensnennung zahlreiche Beiträge. 1876 kündigte May, da man versuchte, ihn
durch Heirat mit Münchmeyers Schwägerin dauerhaft an die Firma zu binden, und
der Verlag einen schlechten Ruf hatte. Nach einer
weiteren Anstellung als Redakteur beim Dresdner Verlag von Bruno Radelli
wurde May ab 1878 freier Schriftsteller und zog mit seiner Freundin Emma Pollmer nach Dresden. Allerdings erbrachten seine
Veröffentlichungen noch kein regelmäßiges Einkommen; aus dieser Zeit sind auch
Mietrückstände und andere Schulden Mays belegt.
Fünf Jahre nach
seiner Entlassung aus dem Zuchthaus wurde May 1879 in Stollberg wegen angeblicher Amtsanmaßung zu drei Wochen Arrest verurteilt: Ein Jahr vor
seiner Heirat mit Emma Pollmer hatte er die Todesumstände ihres trunksüchtigen
Onkels untersuchen wollen und sich deswegen als Beamter ausgegeben. Erst später
konnte man nachweisen, dass die Verurteilung ein Fehlurteil gewesen war, weil
er keine Amtshandlung vorgenommen hatte.
1879 erhielt er
vom Deutschen Hausschatz, einer
katholischen Wochenzeitung aus Regensburg, das Angebot, seine Erzählungen
zuerst dort anzubieten: 1880 begann May mit dem Orientzyklus, den er, mit Unterbrechungen, bis 1888 fortsetzte.
Parallel schrieb er noch für andere Zeitschriften und verwendete dabei
verschiedene Pseudonyme und Titel, um sich seine Texte mehrfach honorieren zu lassen. So wurden bis zu seinem Tode über
hundert Erzählungen in Fortsetzungen in diversen Zeitschriften veröffentlicht,
darunter neben dem für Mays Karriere bedeutenden Deutschen Hausschatz (F. Pustet, Regensburg) auch Der Gute Kamerad
(W. Spemann, Stuttgart bzw. Union Deutsche Verlagsgesellschaft). 1882 kam es zu
einem erneuten Kontakt mit H. G. Münchmeyer, und May begann die Arbeit am
ersten der fünf großen Kolportageromane für seinen früheren Arbeitgeber. Das Waldröschen wurde bis 1907
hunderttausendfach nachgedruckt. Dass May mit seinem alten Freund Münchmeyer
nur einen mündlichen Vertrag schloß, sorgte später für anhaltende
Rechtsstreitigkeiten.
Im Oktober 1888
zog May nach Kötzschenbroda, 1891 nach Oberlößnitz in die Villa Agnes. Der entscheidende Durchbruch kam für May mit dem
Kontakt zu Friedrich Ernst Fehsenfeld. Der Jungverleger kontaktierte May 1891 und bot
ihm an, die Hausschatz-Erzählungen in Buchform herauszubringen. Mit dem Erfolg
der 1892 begonnenen Reihe Carl May’s
Gesammelte Reiseromane (ab 1896 Karl
May’s Gesammelte Reiseerzählungen) gewann May erstmals finanzielle
Sicherheit und Ruhm.
Allerdings
wußte er bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und
verstieg sich mehr und mehr in die „Old-Shatterhand-Legende“. Er behauptete nicht nur, selbst Old Shatterhand
zu sein und die Inhalte der Erzählungen tatsächlich erlebt zu haben, sondern
ließ von einem Kötzschenbrodaer Büchsenmacher sogar die legendären Gewehre seiner Romanhelden
für sich anfertigen: zunächst den „Bärentöter“ und die „Silberbüchse“, später
auch den „Henrystutzen“. Seine Verleger und Redakteure unterstützten die Legende,
indem sie u. a. Leserbriefe entsprechend beantworteten. Mays Leser, die
der Gleichsetzung von Autor und Protagonist bereitwillig folgten, richteten in
der Folge unzählige Briefe direkt an ihn, die er auch großteils persönlich
beantwortete. Mehrere Leserreisen und Vorträge folgten. Ab 1896 ließ er sich im
„Allgemeinen deutschen Litteratur-Kalender“ von Joseph Kürschner als Übersetzer
aus dem Arabischen, Türkischen, Persischen, Kurdischen und verschiedenen
Indianerdialekten, später auch aus dem Chinesischen anführen. Im Juli 1897 lieferte er seinen späteren Gegnern
weitere Angriffspunkte, indem er vor zahlreichen Zuhörern allen Ernstes
erklärte, er beherrsche 1200 Sprachen und Dialekte und sei als Nachfolger
Winnetous der Befehlshaber über 35.000 Apachen. Personen, die
seine Behauptungen hätten widerlegen können, ging May aus dem Weg.
Seit etwa 1875
führte Karl May einen Doktorgrad, ohne je promoviert oder auch nur eine Universität besucht zu haben. Dieser Grad
wurde auch in Autorenverzeichnisse und ab 1888 sogar im Kötzschenbrodaer Melderegister aufgenommen. 1898 fehlte
plötzlich der Doktorgrad im „Adreßbuch für Dresden und seine Vororte“; May bat
um Korrektur und wurde mit der Frage nach einem Nachweis konfrontiert. Er erklärte, die Universität Rouen
habe ihm den Grad verliehen. Außerdem habe er eine wenigstens gleichwertige
chinesische Würde. Dennoch wurde
ihm das Führen des Grads untersagt. May ließ die Sache mit dem Adressbuch auf
sich beruhen, führte privat aber den Titel weiter. Im Herbst 1902 kümmerte sich
vermutlich seine spätere Ehefrau Klara Plöhn wieder um die Angelegenheit, und May erhielt eine
aufwendig gestaltete Urkunde – datiert vom 9. Dezember 1902 – über eine
Ehrendoktorwürde der Deutsch-Amerikanischen Universität in Chicago für das Werk
Im Reiche des silbernen Löwen.
Am 14. März 1903 beantragte May, da er wieder heiraten wollte, die
(beschleunigte) Prüfung und lobte die ausstellende Hochschule, sie ziehe „aus
Deutschland Lehrkräfte allerersten Ranges“ an. Schon vier Tage
später wurde nach Prüfung die Führung eines Doktorgrads aufgrund dieser Urkunde
abgelehnt, denn es handelte sich – wie May wenig später selbst recherchierte –
bei der angeblichen Universität nur um eine Titelmühle. Damit war der Titel wertlos. May verteidigte 1904
seinen Doktorgrad in den Offenen
Briefen an den „Dresdner Anzeiger“ zwar noch, gab das Führen aber dann
auf.
Nach seiner
Orientreise hatte May begonnen, literarischer zu schreiben. Sein bisheriges
Werk nannte er nachträglich eine bloße „Vorbereitung“. Jetzt begann er,
komplexe allegorische Texte zu verfassen. Er war der Überzeugung, die
„Menschheitsfragen“ (Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?)
diskutieren oder gar lösen zu müssen, wandte sich bewußt dem Pazifismus zu und widmete dem Bestreben, den Menschen vom
„Bösen“ zum „Guten“ zu erheben, mehrere Bücher.
Die
Künstlerfreundschaft zu Sascha Schneider führte zu neuen symbolistischen Deckelbildern für
die Fehsenfeld-Ausgabe. Jubelnde Anerkennung erlebte May am 22. März 1912, als
er auf Einladung des Akademischen Verbandes für Literatur und Musik in Wien den
pazifistischen Vortrag Empor ins Reich
der Edelmenschen hielt. Dabei kam es auch zum Zusammentreffen mit der
befreundeten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, die nach Mays Tod am 5. April in der Zeit den Nachruf Einige
Worte über Karl May veröffentlichte.
Am 30. März
1912, nur eine Woche nach seiner Wiener Rede, starb Karl May. Todesursache war
laut Bestattungsbuch „Herzparalyse, acute Bronchitis, Asthma“. Jüngere
Untersuchungen des Skeletts deuten auf eine chronische Bleivergiftung hin;
zuvor wurde auch ein (unerkannter) Lungenkrebs nicht ausgeschlossen. May wurde auf dem Friedhof
Radebeul-Ost im sogenannten May-Grabmal beigesetzt.
Mays
bekannteste Figur Winnetou, Häuptling der Mescalero-Apachen, verkörpert den tapferen und edlen Indianer, der mit seiner „Silberbüchse“ und seinem Pferd Iltschi für
Gerechtigkeit und Frieden kämpft. Dabei wird er meist von seinem weißen Freund
und Blutsbruder Old Shatterhand begleitet, aus dessen Erzählperspektive die
Geschichten um Winnetou oft verfasst sind.
Das
erfolgreichste und bekannteste Buch Karl Mays (1890/91) trägt den Titel Der Schatz im Silbersee. Es wurde bereits zweimal verfilmt: erstmals 1962
als Realfilm unter dem Originaltitel mit Lex Barker als Old Shatterhand und Pierre Brice als Winnetou und 1990 als DEFA-Puppentrickfilm
unter dem Titel Die Spur führt zum Silbersee. In dem erstmals 1890–1891 als
Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift Der gute Kamerad veröffentlichten Jugendroman, dessen
Buchausgabe 1894 erschien, schildert Karl May die Reise einer Gruppe von Trappern zu dem in den Rocky Mountains gelegenen Silbersee sowie die Verfolgung einer
Schurkengruppe unter ihrem Anführer Cornel Brinkley, wegen seiner Haarfarbe
auch „der rote Cornel“ genannt. Der Roman hat mehrere simultane
Handlungsstränge, die sich schließlich am titelgebenden Silbersee verknüpfen
und wieder auflösen.
May schrieb
seine Erzählungen und Romane auch unter mehreren Pseudonymen, unter anderem: Capitain Ramon Diaz de la
Escosura, M. Gisela, Hobble-Frank, Karl Hohenthal, D. Jam, Prinz Muhamêl
Lautréaumont, Ernst von Linden, P. van der Löwen, Emma Pollmer und Richard
Plöhn. Die meisten der pseudonym oder anonym erschienenen Texte sind inzwischen
eindeutig zugeordnet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen