Rudolf DIESEL
18.3.1858
Geburtstag Rudolf DIESEL, Ingenieur, Todestag*) 29.9.1913
*) Zuletzt lebend an Bord des Fährschiffes
Dresden auf dem Ärmelkanal bei einer Überfahrt nach England gesehen.
Rudolf Christian Karl Diesel war ein
deutscher Ingenieur und Erfinder des Dieselmotors.
Rudolf Diesel war das zweite Kind des gelernten
Buchbinders und späteren Lederwaren-Herstellers Theodor Diesel, der 1848 seine
Geburtsstadt Augsburg verlassen hatte und nach Paris gezogen war, weil er dort
seine spätere Ehefrau Elise Strobel kennengelernt hatte. Diese war die Tochter
eines Nürnberger Gürtlermeisters und Galanteriewaren-händlers, die sich nach
der Auflösung des väterlichen Geschäftes in Paris als Hausdame und
Gesellschafterin durchgeschlagen hatte.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Diesel bis 1870
in Paris und Umgebung. Im Alter von 12 Jahren wurde er 1870 für hervorragende
Leistungen von der Société pour l'instruction élémentaire mit einer
Bronzemedaille ausgezeichnet.
Nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen
Krieges wurde am 28. August 1870 die Ausweisung aller Nichtfranzosen aus
Frankreich angeordnet. Daher verließ die Familie Diesel Paris am 4. oder 5.
September in Richtung London.
Am 1. November 1870 reiste Rudolf allein von London
nach Augsburg, dem Geburtsort seines Vaters. Sein Onkel Christoph
Barnickel war Professor an der Augsburger Königlichen Kreisgewerbsschule. Barnickel
und seine Frau Betty nahmen ihn für fünf Jahre als Pflegekind auf.
Rudolf Diesel ging als Schüler in die Gewerbeschule
seines Onkels. 1872 entschied er sich, „Mechaniker“ (Ingenieur) zu werden. 1873
schloß er die Gewerbeschule als Bester ab. Danach besuchte er im selben Gebäude
die erst kürzlich eröffnete Industrieschule, einen Vorläufer der Hochschule
Augsburg. Im Sommer 1875 beendete er auch diese Ausbildung als Primus.
Rudolf Diesel begann noch 1875 sein Studium an
der Polytechnischen Schule in München, die ab 1877 Königlich
Bayerische Technische Hochschule genannt wurde - heute Technische Universität
München. Damals wurde er Mitglied des
„Skizzenvereins der mechanisch-technischen Abteilung des Königlichen
Polytechnikums zu München“, der sich später in
die Studentenverbindung AMIV (Akademischer
Maschinen-Ingenieur-Verein) umwandelte und Diesel eine Ehrenmitgliedschaft
verlieh. 1877 verkauften die Eltern ihr Geschäft in Paris und
übersiedelten nach München. Rudolf Diesel zog zu ihnen. 1878 hörte er
Vorlesungen bei Carl Linde.
Wegen einer Typhuserkrankung konnte Diesel sein
Studium im Jahr 1879 noch nicht abschließen. Im Oktober sammelte er Erfahrungen
in der Maschinenfabrik der Gebrüder
Sulzer in Winterthur bei der Herstellung von Carl
Lindes Eismaschinen. Im Januar 1880 holte er das Abschlußexamen an der
Technischen Hochschule München mit der besten Leistung seit Bestehen der
Anstalt nach.
Im März 1880 reiste Diesel zur Gründung der Lindeschen
Eisfabrik in Paris und trat als Volontär in die Firma ein. Schon im nächsten
Jahr wurde er Direktor der Eisfabrik. Im September wurde sein erstes Patent
angemeldet, betreffend ein Verfahren zur Herstellung von Klareis in Flaschen.
1883 baute Diesel eine Klareisanlage für die Pariser Eisfabrik.
Im Mai 1883 verlobte sich Rudolf Diesel mit Martha
Flasche, der Tochter eines Notars aus Remscheid, die er im vorigen Jahr in
Paris kennengelernt hatte. Im November fand die Hochzeit in München statt. 1884
wurde der erste Sohn Rudolf geboren, 1885 die Tochter Hedy, 1889 der zweite
Sohn Eugen.
Nachdem Carl Linde ihm eine Anstellung
in Berlin angeboten hatte, kehrte Diesel im Februar 1890 nach
Deutschland zurück. Er wurde in den Vorstand der neu
gegründeten Aktiengesellschaft für Markt- und Kühlhallen gewählt.
Am 27. Februar 1892 meldete Diesel beim Kaiserlichen
Patentamt zu Berlin ein Patent auf eine neue rationelle Wärmekraftmaschine an,
das er am 23. Februar 1893 unter der Nr. DRP 67 207 mit dem Betreff
„Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“ erhielt.
Dieses erste Patent beschreibt aber nicht das heutige
Dieselprinzip, sondern Diesels Ausgangsidee. Diese bestand in einer „idealen
Wärmekraftmaschine" nach der Theorie des idealen Kreisprozesses von Sadi
Carnot. Vor dem Hintergrund des damals herrschenden Standes der Technik wurde
die Machbarkeit aus praktischer Sicht angezweifelt. Insbesondere die von Diesel
zuerst berechneten hohen Drücke galten als nicht beherrschbar. Das gerade noch
für möglich Gehaltene auszureizen und einflußreiche Förderer überzeugen zu
können, wurde später als „Triumph der Theorie“ gesehen.
Für eine Modifikation dieses ursprünglichen Carnot-Prozesses
mit dem Gleichdruck-Prozeß ließ Diesel sich ein zweites Patent erteilen (29.
November 1893, DRP 82 168). Die Grundregel war bereits durch Herbert Akroyd
Stuart von England 1890 patentiert worden; seine Arbeits-maschine wurde im Juli
1892 von Richard Hornsby & Sons in Grantham errichtet.
Diesel benutzte für seine ersten Experimente
Petroleum, was aber nicht funktionierte. Er wich daher zunächst auf Benzin aus,
um überhaupt Zündungen zu erreichen. Der Brennstoff wurde über einen umgebauten
Vergaser zerstäubt und zusammen mit Luft unter Hochdruck in den Brennraum
eingeblasen. Zur Druck-Erzeugung diente ein komplizierter und anfälliger
Kompressor, die sog. Einblasemaschine. Eines der Probleme war, daß das unter
Druck gesetzte Gemisch nicht zu heiß werden durfte, da sonst das Benzin schon
im Rohr teilverbrannte – was auch geschah. Es wurde also mehrstufig verdichtet
und gekühlt. Dann aber musste die im Brennraum durch Verdichten erhitzte Luft
noch in der Lage sein, das eingeblasene (extrem fette) Gemisch zu entzünden.
Durch sein im Verlag von Julius Springer erschienenen
Buch Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärmemotors zum Ersatz der
Dampfmaschinen und der heute bekannten Verbrennungsmotoren (1893) fand er
Kontakt zu Heinrich von Buz, dem Generaldirektor der Maschinenfabrik
Augsburg, aus der später (1908) die Firma MAN AG hervorging. Unter
finanzieller Beteiligung der Firma Friedrich Krupp entwickelte Rudolf Diesel
dort ab 1893 den Dieselmotor. Am 10. August 1893 lief dann der erste Prototyp
des neuen Motors aus eigener Kraft.
1897 war das erste funktionstüchtige Modell dieses
Motors fertig. Es lief mit einem Wirkungsgrad von 26,2 Prozent. Ohne
die Ingenieure von MAN und die finanzielle Unterstützung hätte Diesel den Motor
nicht zur Serienreife gebracht. Aus der geplanten halbjährigen Entwicklungszeit
waren vier lange Jahre mit zahlreichen Rückschlägen geworden. Diesels größtes
Problem war, daß die bei MAN entwickelte Technik nicht mehr seinem Patent
entsprach.
Am 1. Januar 1898 wurde die Dieselmotorenfabrik
Augsburg gegründet. Am 17. September 1898 kam es zur Gründung der Allgemeinen
Gesellschaft für Dieselmotoren. Im selben Jahr wurden die ersten Dieselmotoren
in den Vereinigten Staaten und der erste Sulzer-Dieselmotor in
der Schweiz gebaut. Wegen chronischer Erschöpfung hielt sich Diesel im Herbst
1898 in der Heilanstalt Neuwittelsbach bei München auf.
Im Herbst 1900 wurde in London die Diesel
Engine Company gegründet. Auf der Weltausstellung in Paris wurde der
Dieselmotor mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Im Frühjahr 1901 zog Diesel mit
seiner Familie in eine neu erbaute Villa an der Maria-Theresia-Straße 32 in
München.
Rudolf Diesel arbeitete ab etwa 1900 vorübergehend
auch in der Leobersdorfer Maschinenfabrik in Österreich, um den Dieselmotor
einzuführen. Fünf Jahre später wurden in Leobersdorf die ersten Dieselmotoren
Österreichs gebaut. Die ersten Motorschiffe mit Dieselmotor entstanden 1903. Im
Jahre 1908 wurde der erste Kleindieselmotor gebaut.
Jahrelange Patentprozesse zerrütteten Diesels
Gesundheit. Auch wirtschaftlich ging es bergab – zum Geschäftsmann hatte der
geniale Ingenieur kein Talent. Im Jahr 1911 wurde die Dieselmotorenfabrik
Augsburg wieder aufgelöst. Im selben Jahr wurde die Diesel Motor Company
of America durch ein Joint-Venture zur Busch-Sulzer Bros. Diesel
Engine Company.
Mit der Selandia lief 1912 in Kopenhagen das
erste hochseetüchtige Diesel-Motorschiff vom Stapel. Im selben Jahr gab es
die erste Diesellokomotive.
Am 29.9.1913 ging Rudolf Diesel in Antwerpen an Bord
des britischen Fährschiffes Dresden, um nach Harwich überzusetzen und später in
London an einem Treffen der Consolidated Diesel Manufacturing Ltd.
teilzunehmen. Er schien guter Laune zu sein, wurde aber, nachdem er abends den
Eßtisch verlassen hatte, nicht wieder gesehen. Sein Bett in der Kabine war
unbenutzt. Am 10.10.1913 sah die Besatzung des niederländischen
Regierungslotsenbootes Coertsen bei heftigem Seegang die Leiche eines
Mannes im Wasser treiben. Sie konnte den in Auflösung befindlichen Leichnam
nicht bergen, sondern den Kleidern nur einige kleine Gegenstände wie eine
Pastillendose, ein Portemonnaie, ein Taschenmesser und ein Brillenetui
entnehmen, die vom Sohn Eugen Diesel am 13. Oktober in Vlissingen als
seinem Vater gehörend identifiziert wurden.
Die genauen Todesumstände konnten nicht geklärt
werden. Diskutiert wurde ein Selbstmord, doch schienen einige Umstände auf dem
Fährschiff dem nicht zu entsprechen. Die Zeitung „L’Aéro“ brachte 1934 einen
Artikel über den Tod des Entwicklers, worin berichtet wird, daß Diesel am 25. 9.
1913 in Gent einen Brief an seine Frau in Frankfurt geschrieben habe,
in dem er von einem beklemmenden Gefühl und deprimierter Stimmung spricht, aber
keine Gründe dafür angibt. Im englischen Dieselunternehmen liefen die Geschäfte
damals sehr schlecht. Diesel sollte zum 1. Oktober an einer Versammlung mit dem
Direktorium in London teilnehmen und sich der Kritik einiger Aktionäre stellen.
Daher wurde er auf seiner Reise nach London auch von den Herren Carels,
Direktor von „Diesel Belgien“ in Gent, sowie dem Ingenieur Luckmann begleitet.
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