Freitag, 3. März 2017

4.3 1904 - Joseph Schmid

JOSEPH SCHMIDT
4.3.1904 – 16.11.1942


Joseph Schmidt war ein österreichischer Opernsänger. ein lyrischer Tenor. Er wurde am 4.3.1904 in Dawideny, im österreichischen Kronland Bukowina, geboren und starb am 16.11.1942 im Internierungslager Girenbad oberhalb von Hinwil, Kanton Zürich, Schweiz.
Um 1930 gehörte er zu den bekanntesten Sängern in Deutschland. Nachdem er 1933 als Jude aus Deutschland fliehen mußte, gelangte er schließlich in die Schweiz, wo er in einem Lager erkrankte und mangels Hilfeleistungen starb.
Joseph Schmidt, der Sohn deutschsprachiger orthodoxer Juden, wuchs in Dawideny am Sereth südwestlich von Czernowitz gelegen, und in Czernowitz auf. Seine Heimat Bukowina gehörte zur österreichisch-ungarischen Monarchie und kam nach dem ersten Weltkrieg zu Rumänien. 1940 kam ein Teil zur Sowjetunion. Die vorerwähnten Orte liegen heute in der Ukraine. Das Dorf Dawideny heißt rumänisch Davideni.
Bereits als Kind sang Joseph Schmidt als in der Synagoge.

Bereits im Kindesalter sang Joseph Schmidt als Chasan (Kantor) im Israelitischen Tempel Czernowitz.
Er studierte ab 1925 an der Königlichen Musikschule Berlin bei Hermann Weissenborn Gesang. Der weltweit erfolgreiche Schmidt nahm zahlreiche Schallplatten auf und sang, entdeckt durch Cornelis Bronsgeest, zwischen 1929 und 1933 am Berliner Rundfunk in 38 Rundfunkopern. Mit seinen Rundfunksendungen trug er nicht nur zur Popularität des Rundfunks bei, sondern wurde selbst ein gefeierter Tenor. Aufgrund seiner geringen Körpergröße von nur 1,54 m blieb ihm eine Karriere auf der Opernbühne verwehrt. Trotzdem konnte er ab Januar 1939 in Brüssel die Rolle des Rudolf in La Bohème verkörpern, es folgte eine Tournee über Lüttich, Gent, Antwerpen, Brügge, Oostende und Verviers. Ein Gastspiel als Rudolf gab Schmidt im Jahre 1940 auch in Helsinki. Innerhalb eines Jahres spielte er diese Rolle 24 mal. Als weitere Bühnenpartie sollte er den Canio in Bajazzo singen, doch verhinderte die sich zuspitzende Politik dieses Projekt. Schmidts letzter nachweisbarer Auftritt fand in der Oper von Avignon am 14. Mai 1942 statt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sang er am 20. Februar 1933 zum letzten Mal im deutschen Rundfunk („Der Barbier von Bagdad“). Eine Woche darauf wurde ihm der Zugang zum Funkhaus verwehrt. Nach der Premiere seines Films „Ein Lied geht um die Welt“ am 9. Mai 1933 floh er im Dezember vor den Nationalsozialisten zunächst nach Wien, gastierte 1934 in Palästina und debütierte am 7.3.1937 als Tenor in der New Yorker Carnegie Hall. 1938 führte ihn seine Flucht vom inzwischen annektierten Österreich nach Belgien, im November 1940 nach Frankreich. Hier wurde er als Deutscher in der derzeit noch unbesetzten Zone Frankreichs, in La Bourboule, von der Vichy-Regierung zwangsinterniert.
Schmidt gelang im Oktober 1942 nach mehreren mißglückten Versuchen die Flucht in die Schweiz. Allein und zu Fuß überquerte er die Grenze. Von den Strapazen geschwächt, brach Schmidt in Zürich auf offener Straße zusammen, wurde erkannt und als illegaler Flüchtling – laut einem Gesetz von 1942 galten geflohene Juden in der Schweiz nicht als politische Flüchtlinge - in das Internierungslager Girenbad "zur Abklärung des Falles" gebracht. Er beantragte eine Arbeitserlaubnis, die ihm zunächst verweigert wurde. Schon nach kurzer Zeit erkrankte er an einer Halsentzündung und wurde in das Kantonsspital Zürich eingewiesen. Zwar behandelte man dort die Halsbeschwerden, seinem Hinweis auf starke Schmerzen in der Herzgegend wollte man jedoch nicht nachgehen und verweigerte eine weitere Untersuchung. Als offiziell geheilt wurde Schmidt am 14. November 1942 aus dem Kantonsspital entlassen und mußte in das Auffanglager Girenbad zurückkehren.
Nur zwei Tage später starb der berühmte Sänger im nahegelegenen Restaurant Waldegg. Die Wirtin hatte seinen angeschlagenen Gesundheitszustand erkannt und ihm ermöglicht, in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa zu ruhen. Als sie später nach ihm sah, bemerkte sie, daß er nicht mehr atmete. Er war an Herzversagen gestorben.
Einen Tag nach seinem Tod lag seine Arbeitserlaubnis vor und er wäre frei gewesen.
Joseph Schmidt ist auf dem Israelitischen Friedhof Unterer Friesenberg im Stadtkreis 3 in Zürich-Wiedikon beigesetzt. Sein Grabstein trägt in Deutsch die Inschrift Ein Stern fällt ... Joseph Schmidt Kammersänger 1904–1942, sowie auf Hebräisch die Worte 'hameshorer hamfurssam' („der berühmte Sänger“), womit auch die Kantorentätigkeit Schmidts einbegriffen ist. Eine Gedenktafel ist heute am Restaurant angebracht, wo er starb.
Eine umfassende Biografie über den Sänger verfaßte sein Nachlaßverwalter, der Schweizer Tenor Alfred Fassbind. Diese erschien 1992 im Schweizer Verlagshaus unter dem Titel Spuren einer Legende – Ein Lied geht um die Welt. Zum 70. Todestag erschien eine neue, stark überarbeitete Ausgabe im Römerhof Verlag in Zürich.
1958 wurde Schmidts Leben mit dem Titel Ein Lied geht um die Welt (Die Joseph-Schmidt-Story) verfilmt. Die Hauptrolle spielte Hans Reiser.
Nach Joseph Schmidt wurde 2004 die Musikschule im Berliner Ortsteil Adlershof (Bezirk Treptow-Köpenick) benannt. Zum 100. Geburtstag des Sängers gab das Bundesfinanzministerium am 11. März 2004 eine Briefmarke im Wert von 55 Cent heraus. Am 4. Juli 2007 wurde in Berlin eine Gedenktafel für Joseph Schmidt an der Nürnberger Straße 68 enthüllt, wo er bis 1933 wohnte.
1977 wurde in der Berlin-Neuköllner High-Deck-Siedlung die Joseph- Schmid-Straße und 1995 in Wien-Landstraße der Joseph-Schmidt-Platz nach ihm benannt.
Seit dem 22. Januar 2008 erinnert der Asteroid (168321) Josephschmidt an den Sänger. Die Benennung erfolgte auf Anregung von Markus Griesser, dem Leiter der Sternwarte Eschenberg in Winterthur.
"Joseph Schmidt besaß eine der schönsten lyrischen Tenorstimmen seiner Epoche. An sich war diese Stimme nur klein, doch ihre enorme Tonhöhe und ihr nuancenreicher, ausdrucksschöner Vortrag verdienen noch auf seinen zahlreichen Schallplatten höchste Bewunderung."


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