HENRI
DUNANT
8.5.1828-30.10.1910
Jean-Henri
Dunant war ein Schweizer Geschäftsmann und Humanist christlicher Prägung.
Während einer Geschäftsreise wurde er im Juni 1859 in der Nähe der
italienischen Stadt Solferino Zeuge der erschreckenden Zustände unter den
Verwundeten nach einer Schlacht:
Am
Abend des 24. Juni 1859 kam Dunant nach Ende einer Schlacht zwischen den
Truppen Piemont-Sardiniens und Frankreichs unter der Führung Napoleons III. auf
der einen Seite und der Armee Österreichs auf der anderen Seite am Schlachtfeld
in der Nähe Solferinos vorbei. Noch immer lagen etwa 38.000 Verwundete,
Sterbende und Tote auf dem Schlachtfeld, ohne daß ihnen jemand Hilfe leistete.
Zutiefst erschüttert von dem, was er sah, organisierte er spontan mit
Freiwilligen aus der örtlichen Zivilbevölkerung, hauptsächlich Frauen und
Mädchen, die notdürftige Versorgung der verwundeten und kranken Soldaten. In
der Kleinstadt Castiglione delle Stiviere in unmittelbarer Nähe zu Solferino
richtete er mit anderen Helfern in der Chiesa Maggiore, der größten Kirche des
Ortes, ein Behelfshospital ein. Hier wurden etwa 500 der insgesamt etwa 8.000
bis 10.000 Verwundeten versorgt, die nach Castiglione gebracht worden waren.
Wie
er schnell feststellte, fehlte es an fast allem: an Helfern, an Fachwissen, an
medizinischem Material und Verpflegung. Dunant und die seinem Aufruf folgenden
Helfer machten bei ihrer Hilfeleistung keinen Unterschied zwischen den Soldaten
hinsichtlich ihrer nationalen Zugehörigkeit. Berühmt für diese Einstellung
wurde die Losung „Tutti fratelli“ (ital.: „Alle sind Brüder!“) der Frauen
Castigliones. Es gelang Dunant darüber hinaus, von den Franzosen gefangene
österreichische Ärzte für die Versorgung der Verletzten freigestellt zu
bekommen. Er richtete Behelfskrankenhäuser ein und ließ auf seine Kosten
Verbandsmaterial und Hilfsgüter herbeischaffen. Trotz der Hilfe starben viele
Verwundete.
Über
seine Erlebnisse schrieb er ein Buch mit dem Titel „Eine Erinnerung an
Solferino“, das er 1862 auf eigene Kosten veröffentlichte und in Europa
verteilte. In der Folge kam es ein Jahr später in Genf zur Gründung des
Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, das
seit 1876 den Namen ‚Internationales Komitee vom Roten Kreuz’ (KRK) trägt. Auf
seine Initiative und die der gemeinnützigen Gesellschaft von Genf wird am
26.10.1863 die „Internationale Vereinigung des Roten Kreuzes“ zur Pflege von
Verwundeten im Kriege gegründet. Die 1864 beschlossene Genfer Konvention geht
wesentlich auf Vorschläge aus Dunants Buch zurück. Henri Dunant, der aufgrund
geschäftlicher Probleme und seines darauf folgenden Ausschlusses aus der Genfer
Gesellschaft rund drei Jahrzehnte lang in Armut und Vergessenheit lebte, gilt
damit als Begründer der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.
Im
Jahre 1901 erhielt er für seine Lebensleistung zusammen mit dem französischen
Pazifisten Frédéric Passy den ersten Friedensnobelpreis.
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