Nordsee-Sturmflut
1962
16.2.1962 Sturmflut
an der Nordsee. Hamburg ist besonders betroffen: 395 Tote.
Der
Sturm ist auch in Wien sehr stark zu spüren. (Brigitte Hauser und ich haben
damals verdammt viel Unfug gemacht.)
Bei der Sturmflut von 1962 kam es zu einer Flutkatastrophe an der deutschen Nordseeküste An den Unterläufen
von Elbe und Weser sowie ihren damals noch
ungesicherten Nebenflüssen wurden hohe, vorher nicht beobachtete Wasserstände
erreicht. Vor allem an den seit der Flutkatastrophe
von 1953 (Hollandsturmflut) noch nicht erhöhten Deichen in diesen Flußgebieten kam es zu
schweren Schäden und zahllosen Deichbrüchen, wohingegen die Seedeiche trotz schwerer Schäden bis auf
wenige Ausnahmen den Fluten standhielten. Insgesamt waren 340 Tote zu beklagen.
Außergewöhnlich schwer betroffen war
das Unterelbegebiet mit der Hansestadt Hamburg, wo vor allem der Stadtteil Wilhelmsburg durch Deichbrüche in Mitleidenschaft
gezogen wurde; dort starben die meisten der in Hamburg insgesamt zu beklagenden
315 Todesopfer. Ursächlich für das Ausmaß der Katastrophe in Hamburg waren
gravierende städtebauliche und verwaltungsorganisatorische Mängel sowie
technisch unzureichende und sich teilweise in einem schlechten Pflegezustand
befindliche Deiche und andere Hochwasserschutzeinrichtungen.
Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962
fand in einer Zeit statt, in der die moderne Informationstechnologie, als auch
die Methodik der Wasserstands- und Wettervorhersage in den Kinderschuhen
steckte. Es gab keine Wettersatelliten, die für die Wasserstands- und
Wettervorhersage zuständigen Stellen arbeiteten auf nationaler Ebene, eine
internationale Vernetzung war nur rudimentär vorhanden. Insbesondere auf See
fand die kontinuierliche Wetterbeobachtung nur in Form stündlicher
Beobachtungen anhand genau festgelegter phänomenologischer Kriterien (Beaufort-Skala für Wind, Petersen-Skala für Seegang) statt und wurden
dann von Hand in die Wetterkarten eingetragen. Plötzlich eintretende
Wetterverschlechterungen konnten so teilweise erst erkannt werden, wenn es für
eine rechtzeitige Warnung schon zu spät war, wie es bei dem Hollandorkan 1953, dem Adolph-Bermpohl-Orkan
im Jahre 1967 oder noch beim Orkan Quimburga im Jahre 1972 der Fall war.
Als Kommunikationsmittel standen
analoge Technologien in Form von Telefon, Fernschreiber und Funk zur Verfügung.
Als Bindeglied zwischen den Behörden und der Bevölkerung dienten Aushänge,
Tageszeitungen, Luftschutzsirenen sowie Lautsprecherwagen von Polizei und
Feuerwehr. Fernsehen und Rundfunk sendeten nur eingeschränkt für einige Stunden
am Tag. Die laufenden Programme wurden oft von anderen deutschen Sendeanstalten
übernommen und ließen sich nur sehr schwer ändern oder unterbrechen. Als
problematisch erwies sich auch immer wieder der Umstand, dass noch in den
1960er Jahren die Stromversorgung in den Siedlungsgebieten sowohl auf dem Land,
als auch in den Städten mit Freileitungen erfolgte. Diese Freileitungen wurden
durch Blitzschlag und durch Sturm oft schwer beschädigt, was zu großflächigen,
langandauernden Stromausfällen führte. Unter solchen Bedingungen konnte die
Bevölkerung lediglich durch Lautsprecherwagen von Polizei und Feuerwehr oder
durch von Haus zu Haus gehende Beamte gewarnt werden. Diese technologischen
Rahmenbedingungen sollten bei der Sturmflut im Februar 1962 eine bedeutende
Rolle spielen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen