Der
Diebstahl der Saliera
11.5.2003 Aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien
wird eine Skulptur des italienischen Bildhauers Benvenuto CELLINI (1500-1571)
im Wert von rund 50 Millionen Euro gestohlen: Die Saliera. Es ist wohl der
spektakulärste Kunstdiebstahl Österreichs. An diesem Tag verschwand die Saliera
aus dem KHM. Das äußerst wertvolle Kunstwerk tauchte erst 2006 wieder auf und
ist heute, zehn Jahre später, das Prunkstück in der Kunstkammer.
„... um zu zeigen, wie das Meer sich mit der Erde
verbindet, machte ich zwei Figuren einen guten Palm groß, die mit verschränkten
Füßen gegeneinander saßen, so wie man die Arme des Meeres in die Erde
hineinlaufen sieht. Das Meer, als Mann gebildet, hielt Seepferde angebracht und
der Figur in die rechte Hand den Dreizack gegeben. Die Erde hatte ich weiblich
gebildet, von so schöner Gestalt und so anmutig, als ich nur wußte und konnte.
Ich
hatte neben sie einen reichen, verzierten Tempel auf den Boden erstellt, der
den Pfeffer enthalten sollte ... Auf ihrer Seite waren die schönsten Tiere
vorgestellt, die die Erde hervorbringt ...“ So beschrieb der italienische
Bildhauer Benvenuto Cellini im 16. Jahrhundert selbst seine Saliera.
Die
letzten Besucher der „Langen Nacht der Musik“ verlassen am 11. Mai 2003 gegen
2°° Uhr das KHM. Das Gebäude ist wegen Renovierungsarbeiten eingerüstet. Um
3.55 schlägt der Bewegungsmelder in der Gemäldegalerie im 1. Stock an. Drei
Sicherheitsbeamte nehmen den Alarm wahr, reagieren aber nicht. Entgegen der
Vorschrift halten sie nicht persönlich Nachschau in der Galerie, weder das
Saallicht noch die Videoüberwachung werden aktiviert. Innerhalb einer
vorgesehenen Zeitspanne machen sie den Bewegungsmelder wieder scharf, wodurch
eine automatische Weiterleitung an die Polizei entfällt. Gegen 8.20 entdeckt
der Oberaufseher den Einbruch. Ein Fenster ist eingeschlagen, die Vitrine
zerstört, Cellinis „Saliera“ ist weg. Erst jetzt wird die Polizei verständigt.
Die
einzige erhaltene, gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers
Benvenuto Cellini ist eigentlich „nur“ ein Salzfaß, wen auch ein besonders
wertvolles: Unbestätigte Schätzungen zum Wert des als unschätzbar bewerteten
Salzfasses lagen anläßlich des Diebstahles um 50 Millionen Euro.
Im
Auftrag König Franz I von Frankreich schuf Cellini das Kunstwerk während seines
Aufenthalts in Paris in den Jahren 1540 bis 1543. Als Geschenk König Karls IX
gelangte das 26 cm hohe und 33.5 cm breite Salzfaß an Erzherzog Ferdinand II
von Tirol, der den König bei dessen Hochzeit mit Erzherzogin Elisabeth 1570
vertreten hatte. Dieses außerordentlich kostbare Tafelgerät, das Cellini seinen
eigenen Angaben nach aus Goldblech freihändig getrieben hat, ist gleichzeitig
eine allegorische Darstellung des Planeten Erde.
Nach dem Diebstahl läuft eine weltweite Fahndung nach
der Saliera. Angebliche Spuren verlaufen ins Nichts. Lösegeldforderungen werden
gestellt, der damalige KHM-Direktor Wilfried Seipel wird verschaukelt und gar
bis Italien gelotst. Auch die Ermittlungen der Polizei bleiben ohne Erfolg.
Von Mai 2003 bis Jänner 2006 dauert es, bis sich eine
erste heiße Spur zu dem Kunstwerk eröffnet. Ein Teil des Kunstwerks, der
abnehmbare Dreizack befindet sich in den Händen der Polizei. Außerdem kann die
Polizei ein Bild von einem Verdächtigen anfertigen. Am 21. Jänner 2006 gesteht
ein damals 50jähriger Experte für Alarmanlagen aus Wien-Neubau den Diebstahl
der Saliera. Er führt die Polizei zu einem Waldstück bei Brand im Bezirk
Zwettl. Dort wird eine Kiste ausgegraben, darin die Saliera. Noch heute
erinnert man sich in Brand an das Aufsehen, das die Saliera in dem kleinen Ort
verursacht hat.
Im September 2006 wird der Saliera-Dieb im Wiener
Straflandesgericht zu vier Jahren Haft verurteilt. Der Oberste Gerichtshof hebt
das Urteil im März 2007 aus formalen Gründen auf. Im zweite Rechtsgang wird der
Angeklagte zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ende Oktober 2008 wird der Mann
vorzeitig freigelassen. Er saß zwei Jahre und sieben Monate in Haft.
Heute, zehn Jahre nach dem Diebstahl, ist die Saliera das
Prunkstück in der neuen Kunstkammer des Museums. Der Diebstahl machte das
Salzfaß weltweit wohl zum bekanntesten Stück der Sammlung. In der am 1. März
wieder eröffneten Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums ist es im Saal XXIX
ausgestellt. KHM-Direktorin Sabine Haag plazierte es eigenhändig in seiner
Vitrine.
Das kostbare Salzfaß ist neben der Sammlung von Kaiser
Rudolf II das Herzstück der Neuaufstellung und fasziniert das Auge des
Betrachters nicht allein deswegen, weil es einmal gestohlen worden ist.
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