Mittwoch, 10. Mai 2017

11.5 2003: Der Diebstahl der Saliera

Der Diebstahl der Saliera



11.5.2003     Aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien wird eine Skulptur des italienischen Bildhauers Benvenuto CELLINI (1500-1571) im Wert von rund 50 Millionen Euro gestohlen: Die Saliera. Es ist wohl der spektakulärste Kunstdiebstahl Österreichs. An diesem Tag verschwand die Saliera aus dem KHM. Das äußerst wertvolle Kunstwerk tauchte erst 2006 wieder auf und ist heute, zehn Jahre später, das Prunkstück in der Kunstkammer.

„... um zu zeigen, wie das Meer sich mit der Erde verbindet, machte ich zwei Figuren einen guten Palm groß, die mit verschränkten Füßen gegeneinander saßen, so wie man die Arme des Meeres in die Erde hineinlaufen sieht. Das Meer, als Mann gebildet, hielt Seepferde angebracht und der Figur in die rechte Hand den Dreizack gegeben. Die Erde hatte ich weiblich gebildet, von so schöner Gestalt und so anmutig, als ich nur wußte und konnte.

Ich hatte neben sie einen reichen, verzierten Tempel auf den Boden erstellt, der den Pfeffer enthalten sollte ... Auf ihrer Seite waren die schönsten Tiere vorgestellt, die die Erde hervorbringt ...“ So beschrieb der italienische Bildhauer Benvenuto Cellini im 16. Jahrhundert selbst seine Saliera.

Die letzten Besucher der „Langen Nacht der Musik“ verlassen am 11. Mai 2003 gegen 2°° Uhr das KHM. Das Gebäude ist wegen Renovierungsarbeiten eingerüstet. Um 3.55 schlägt der Bewegungsmelder in der Gemäldegalerie im 1. Stock an. Drei Sicherheitsbeamte nehmen den Alarm wahr, reagieren aber nicht. Entgegen der Vorschrift halten sie nicht persönlich Nachschau in der Galerie, weder das Saallicht noch die Videoüberwachung werden aktiviert. Innerhalb einer vorgesehenen Zeitspanne machen sie den Bewegungsmelder wieder scharf, wodurch eine automatische Weiterleitung an die Polizei entfällt. Gegen 8.20 entdeckt der Oberaufseher den Einbruch. Ein Fenster ist eingeschlagen, die Vitrine zerstört, Cellinis „Saliera“ ist weg. Erst jetzt wird die Polizei verständigt.

Die einzige erhaltene, gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini ist eigentlich „nur“ ein Salzfaß, wen auch ein besonders wertvolles: Unbestätigte Schätzungen zum Wert des als unschätzbar bewerteten Salzfasses lagen anläßlich des Diebstahles um 50 Millionen Euro.

Im Auftrag König Franz I von Frankreich schuf Cellini das Kunstwerk während seines Aufenthalts in Paris in den Jahren 1540 bis 1543. Als Geschenk König Karls IX gelangte das 26 cm hohe und 33.5 cm breite Salzfaß an Erzherzog Ferdinand II von Tirol, der den König bei dessen Hochzeit mit Erzherzogin Elisabeth 1570 vertreten hatte. Dieses außerordentlich kostbare Tafelgerät, das Cellini seinen eigenen Angaben nach aus Goldblech freihändig getrieben hat, ist gleichzeitig eine allegorische Darstellung des Planeten Erde.

Nach dem Diebstahl läuft eine weltweite Fahndung nach der Saliera. Angebliche Spuren verlaufen ins Nichts. Lösegeldforderungen werden gestellt, der damalige KHM-Direktor Wilfried Seipel wird verschaukelt und gar bis Italien gelotst. Auch die Ermittlungen der Polizei bleiben ohne Erfolg.

Von Mai 2003 bis Jänner 2006 dauert es, bis sich eine erste heiße Spur zu dem Kunstwerk eröffnet. Ein Teil des Kunstwerks, der abnehmbare Dreizack befindet sich in den Händen der Polizei. Außerdem kann die Polizei ein Bild von einem Verdächtigen anfertigen. Am 21. Jänner 2006 gesteht ein damals 50jähriger Experte für Alarmanlagen aus Wien-Neubau den Diebstahl der Saliera. Er führt die Polizei zu einem Waldstück bei Brand im Bezirk Zwettl. Dort wird eine Kiste ausgegraben, darin die Saliera. Noch heute erinnert man sich in Brand an das Aufsehen, das die Saliera in dem kleinen Ort verursacht hat.

Im September 2006 wird der Saliera-Dieb im Wiener Straflandesgericht zu vier Jahren Haft verurteilt. Der Oberste Gerichtshof hebt das Urteil im März 2007 aus formalen Gründen auf. Im zweite Rechtsgang wird der Angeklagte zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ende Oktober 2008 wird der Mann vorzeitig freigelassen. Er saß zwei Jahre und sieben Monate in Haft.

Heute, zehn Jahre nach dem Diebstahl, ist die Saliera das Prunkstück in der neuen Kunstkammer des Museums. Der Diebstahl machte das Salzfaß weltweit wohl zum bekanntesten Stück der Sammlung. In der am 1. März wieder eröffneten Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums ist es im Saal XXIX ausgestellt. KHM-Direktorin Sabine Haag plazierte es eigenhändig in seiner Vitrine.

Das kostbare Salzfaß ist neben der Sammlung von Kaiser Rudolf II das Herzstück der Neuaufstellung und fasziniert das Auge des Betrachters nicht allein deswegen, weil es einmal gestohlen worden ist.



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